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Andreas Plückthun ist Deutscher und wurde in Heidelberg geboren. Er studierte erst dort, bevor er an die University of California in San Diego wechselte, wo er sein Studium abschloss und promovierte. Nach einem Postdoc-Aufenthalt an der Harvard University kehrte er, nach insgesamt 7 Jahren USA, zurück und wurde Gruppenleiter am Genzentrum und Max-Planck-Institut in Martinsried bei München. Seit 1993 ist er Ordentlicher Professor am Biochemischen Institut der Universität Zürich. Für seine wissenschaftlichen Arbeiten erhielt er eine Reihe von Preisen und Auszeichnungen aus Europa und den USA. Aus seinem Labor ging die Spin-Off Firmen Morphosys (heute: 400 Mitarbeiter) und Molecular Partners (heute ca. 70 Mitarbeiter) hervor.
Was fasziniert Sie an der Biochemie?
Das Spannendste für mich ist, etwas explorieren zu können, was vielleicht noch nie ein Mensch zuvor probiert hat: eine Idee zu verwirklichen, die vielleicht zunächst verrückt erscheint, aber enorm bedeutsam werden könnte, sollte das Experiment funktionieren. Es ist wie ein Drang, zu immer neuen Dingen vorstossen zu wollen. Mich hat es eigentlich immer am meisten interessiert, etwas Neues zu konstruieren, wie in meinem Labor nun neue Proteinmoleküle. Wir wollen dieses Wissen so weit voran bringen. dass wir immer näher an das heran kommen, was die Natur durch Evolution zustande gebracht hat. Wir wollen letztlich die Fähigkeit gewinnen, alles wie einen Baukasten benutzen zu können. Mit diesem Baukasten wollen wir neue Medikamente entwickeln. Dieses zum Gelingen zu bringen stellt eine enorme Herausforderung da: es betrifft Fragen der Chemie, der Physik, des Aufbaus der Zelle, bis hin zu Fragen der Medizin, ist also sehr vielschichtig.
Welche Gründe bewogen Sie, ans Biochemische Institut zu kommen?
Obwohl ich, zugegebenermassen, etwas verwöhnt war von Harvard und dem Max-Planck-Institut, erschien mir doch das Biochemische Institut der Uni Zürich als ein attraktiver Platz: Neben einer sehr guten apparativen Ausstattung und einem grossen Laborplatz gibt es, und das ist sicher der wichtigste Punkt, ein klares Bekenntnis zur modernen Forschung auf dem Gebiet der Proteine. Das Institut ist gross und die Arbeitsgruppen am Institut beschäftigen sich alle mit Proteinen und Strukturforschung, es ist deshalb ein hervorragendes Know-how und Austausch vorhanden, und die Forschung ist überall auf sehr hohem Niveau. Wir sind sozusagen "mittendrin". Natürlich ist letztendlich für den Erfolg der eigenen Forschung ganz entscheidend, welche Mitarbeiter man anziehen kann. Wir hatten über die Jahre immer das Glück, ganz hervorragende Mitarbeiter für die Arbeitsgruppe gewinnen zu können; viele kamen von anderen renommierten Universitäten; alle führenden Forschungsnationen waren dabei.
Welchen Rat würden Sie einem Studenten geben, der sich überlegt, Biochemie zu wählen?
Man sollte von der Sache fasziniert sein, ehrgeizig sein und etwas wirklich verstehen wollen, und man muss schwierige Probleme als eine "sportliche" Herausforderung sehen. Zudem sollte man quantitatives Denken mögen. Als Naturwissenschaftler kann ich nicht nur die Welt verstehen, sondern sie auch verändern, durch Entdeckungen und noch mehr durch Erfindungen. Als Arzt kann ich dem einzelnen Patienten helfen, das ist sicher sehr wichtig, aber als Naturwissenschaftler kann ich zur globalen Lösung eines Problems beitragen, und das kann für viele noch spannender und sogar befriedigender sein.
Für die Biochemie spricht somit einiges: Sie wird sicher auch dann noch aktuell sein, wenn die jetzigen Studienanfänger ihr Studium und sogar ihre Dissertation beendet haben, denn der Bedarf am molekularen Verständnis der Natur nimmt immer mehr zu. Die biologischen Wissenschaften werden immer molekularer und quantitativer. Mit einem soliden Rüstzeug an molekularen und quantitativen Grundlagen ist man gut positioniert.